Gedenkveranstaltung zum Tag der Charta der Heimatvertriebenen

Die Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU Kreis Unna (OMV) und der BdV-Kreisverband Unna führen seit Jahren eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung am „Kreuz der ostdeutschen Heimat“ auf dem Städtischen Friedhof in Kamen-Mitte durch. Diese Erinnerung an die Opfer von Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten findet traditionsgemäß am 5. August, am „Tag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ statt oder an dem folgenden Sonntag zu diesem Datum.

Corona hat diese Tradition nicht unterbinden können. 2020 konnte wegen der Pandemie nur ein ganz kleiner Kreis teilnehmen, 2021 aber fanden sich viele Gäste ein. 2022 sahen sich die Veranstalter einer veränderten Welt gegenüber. Der Krieg in der Ukraine machte das Flüchtlingsproblem und die Aktualität der Charta auf erschreckende Weise deutlich. Man entschloss sich daher, die Veranstaltung auf Freitag, den 5. August zu legen.

Nun schien die Natur zum Hindernis zu werden, denn die Hitzewelle drohte die Teilnahme zu erschweren. Aber ein beeindruckender Kranz aus Sonnenblumen zeigte den treuen Landsleuten schon, dass hier ein aufmunterndes Zeichen gesetzt werden sollte. Der OMV-Vorsitzende Stephan Wehmeier hatte mit seinem Team alles vorbildlich vorbereitet.

Er begrüßte die Gäste und führte durch das Programm der Feierstunde. Die Anwesenden freuten sich sehr über die Grüße, die er von Ina Scharrenbach, der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung in NRW ausrichtete. Ebenso ließ der Beauftragte für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern in NRW, Heiko Hendriks, Grüße übermitteln.

Stephan Wehmeier sprach die Betroffenheit aller aus: niemand habe vor einem Jahr die Situation jetzt für möglich gehalten: Krieg, Nationalismus, Massenflucht 72 Jahre nach der Verkündigung der Charta. An den Aufruf damals zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker in einem geeinten Europa müsse erinnert werden.

Die Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes Unna, Dr. Bärbel Beutner, zitierte einen ostpreußischen Landsmann, der immer wieder betonte: „Die Welt hat aus unserem Schicksal nichts gelernt!“ Sie hob eine Aussage der Charta hervor: „Die Völker müssen erkennen, dass das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller Flüchtlinge ein Weltproblem ist“; das war es bereits im Jahre 1950, und heute haben wir interkontinentale Flüchtlingsströme um den ganzen Globus. Angesichts dieser gigantischen Probleme sollte man, so Beutner, sich verstärkt um die Begegnung von Mensch zu Mensch an der Basis bemühen. Sie nannte konkret die Verbindungen der deutschen Vertriebenen zu den russischen und polnischen Freunden in ihrer alten Heimat.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe, Festredner bei der Feierstunde 2021, hatte es sich nicht nehmen lassen, zum Ehrenmal nach Kamen zu kommen und ein Grußwort zu sprechen. Er stimmte den Vorrednern zu, was die schwere augenblickliche Lage betrifft, erinnerte aber an die Not unserer Eltern und Großeltern 1945. Persönliche Klagen stehen uns nicht zu, sagte er unumwunden. Die Brisanz der heutigen Situation liege aber darin, dass alles: Kämpfe, Bombardierungen, atomare Bedrohung, Wirtschaftskrisen plötzlich in unmittelbare Nähe gerückt sei. Diese Erfahrung verlange ein Umdenken, neue Strategien, größere Verantwortung. Niemand könne sich dem entziehen.

Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Marco Morten Pufke, hatte sich für die Ansprache am Kreuz der ostdeutschen Heimat bereit erklärt. Er nannte zunächst die praktischen Aufgaben, die sich für die deutsche Seite in der Kriegssituation ergeben. Finanzielle Hilfe, Unterstützung Polens bei der Unterbringung und medizinischen Versorgung der Flüchtlinge aus der Ukraine – ein interessanter Einblick in die praktischen Projekte tat sich den Zuhörern auf. Dann betonte der CDU-Politiker die Bedeutung einer solchen Veranstaltung wie dieser. Das sei ein Zeichen der Hoffnung. Das zeige die Entschlossenheit, die Erinnerung an das deutsche Schicksal zum Anlass zu nehmen, sich gegen Krieg und Vertreibung heute einzusetzen. Resignation darf es nicht geben. Die Charta ruft „Völker und Menschen auf, die guten Willens sind“ – das erinnert an die Weihnachtsbotschaft. Marco Morten Pufke dankte den Teilnehmern, die zeigen, dass sie die Hoffnung und den guten Willen nicht aufgeben.

Nach der Kranzniederlegung erfolgte traditionsgemäß eine Schweigeminute. Mit dem gemeinsamen Singen der 3. Strophe des Deutschland-Liedes wurde die Feierstunde beendet.

Text: Dr. Bärbel Beutner, Foto: OMV Kreis Unna